Gymnasium Limmer vereinbart Kooperation mit der Gedenkstätte Ahlem

Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem, und Schulleiterin Wencke Hedderich (v.l.) unterzeichnen den Kooperationsvertrag. Foto Ilona Hottmann.

Es ist für uns eine wirkliche Herzensangelegenheit: Das Gymnasium Limmer hat mit der Gedenkstätte Ahlem eine verbindliche Zusammenarbeit beschlossen. Und auch der neue Partner findet es gut: „Dies ist ein Tag großer Freude“, sagte Stefanie Burmeister, die Leiterin der Gedenkstätte, am Dienstag, den 13. September. bei der offiziellen Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages. Erfreulich war auch, dass dieser Anlass auch medial intensiv – durch Journalisten der HAZ und NP und ein Fernsehteam des Regionalsenders H1 – Beachtung fand.

Die gemeinsame Vereinbarung legt fest, dass Schülerinnen und Schüler insbesondere der Oberstufe im Fach Geschichte und im Seminarfach künftig zu regelmäßigen Workshops in der Gedenkstätte sein werden. Es soll aber auch Angebote für andere Fächer und auch an der Sekundarstufe I geben. Auf diese Weise soll eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und der Vergangenheit der früheren israelitischen Gartenbauschule kontinuierlicher Bestandteil des Unterrichts werden. Hierzu sollen dann auch die Entwicklung und Umsetzung zeitintensiverer Projekte und Lernangebote ermöglicht werden, mit denen die Partizipationsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler erhöht, quellenkritische Arbeit gefördert und nachhaltige, lokalgeschichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit gestärkt werden kann. 

Die Gedenkstätte Ahlem ist ein direkter Nachbar – nur drei Bahnhaltestellen entfernt und somit auch in einer großen Pause erreichbar. Das Gymnasium Limmer und die Gedenkstätte sind aber nicht nur durch räumliche Nähe verbunden, sondern auch über Verfolgungsbiographien verknüpft. Ein Beispiel: Das Schwanenburgareal, auf dem heute die Schule steht, gehörte einst der jüdischen Familie Rüdenberg, die 1942 über Ahlem nach Theresienstadt deportiert worden war. Beide Orte sind also direkt aufeinanderfolgende Stationen im Verfolgungsschicksal von Margarethe und Max Rüdenberg. Und weil auf dem Gelände der Rüdenbergs das so genannte ‚Judenhaus Wunstorfer Straße 16 a‘ von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung eingerichtet worden war, galt das noch für viele weitere Juden aus Hannover und Umgebung. „Es gibt also vielfältige räumliche und biographische Bezüge, die spannend sind“, findet unsere Schulleiterin Wencke Hedderich.

Für ein gemeinsames Gedenken: Max Lichte, Stefanie Burmeister, Wencke Hedderich und Yona Elias Jacob (v.l.) vor der Gedenkstätte Ahlem.

Hier kann sich dann auch zeigen, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht nur im „Dritten Reich“, in Berlin, sondern auch in der Heisterbergallee in Ahlem und in der Wunstorfer Straße in Limmer stattgefunden haben. Darüber hinaus, so Wencke Hedderich, können die Jugendlichen „durch diese Bezüge anhand von ganz persönlichen Geschichten lernen, wie sie heute und im eigenen Alltag auf Beispiele von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus reagieren.“

„Dieser Vertrag ist insgesamt ein wichtiges Signal für eine verbindliche und langfristige Zusammenarbeit der Gedenkstätte Ahlem mit dem Gymnasium Limmer“, betont Stefanie Burmeister. Und auch bei Schülerinnen und Schülern kommt die Aussicht auf häufigere Besuche in Ahlem offensichtlich gut an. „Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen zur NS-Zeit“, sagt Yona Jacob aus der 11d. „Darum ist es umso wichtiger, dass wir uns auch außerhalb der Schule an den Orten der Verfolgung mit dem Thema beschäftigen.“

Klickt für den h1-Fernsehbeitrag von der Kooperationsvereinbarung den Link https://h-eins.tv und dann dort den Beitrag „0511 vom 16.9.22“.

Max Lichte, 16.9.22

Gemeinsam gegen das Vergessen